aussichtKUNST


modo Verlag, Freiburg, 2012


84 Seiten, 19 x 23 , mehr als 50 Farbabbildungen, Klebebroschur
- € 15,00 -

Erhältlich bei den Freiburger Buchhandlungen:
Rombach, Bertoldstraße 10 - jos fritz, Wilhelmstr. 15 -
Schwarz, Günterstalstr. 44 -
Rathaus-Touristik, Rathausplatz 2-4 -

Greiffeneggschlössle, Schlossbergring 3 -
Schloßbergrestaurant Dattler, Am Schlossberg 1 -

Oder direkt bei: Helga Irion, Tel.: 0761-28547960
E-Mail: irion.kulturmanagement@web.de

 

 

 

September, Samstagnachmittag, Sonne.


Wer weiß, wie oft noch. Touristen und Einheimische genießen die beginnende Herbstfärbung zum Spaziergang auf dem Schlossberg. Wird ein Plätzchen frei, setzt man sich auf eine Bank. Der Blick fällt auf die Stadt, das Münster, schweift das Dreisamtal hinauf in Richtung Schwarzwald oder ins dunstige Rheintal. Man erkennt die Vogesen. So war es schon seit langem.

(Blick vom Kanonenplatz auf die Stadt)

Dieses Jahr ist jedoch etwas Neues hinzu gekommen:
„aussichtKUNST“ nennt es sich und macht diesem Namen alle Ehre. Soll damit ihr ein weiterer Tourismusmagnet geschaffen werden?

Aber den Schlossberg nur als Kulisse für zeitgenössische Kunst zu vereinnahmen wäre dann doch zu wenig.

Die Projektleiterin Helga Irion beschreibt daher einige Leitziele: „…nach einem zweijährigen kulturpolitischen Diskurs in Freiburg (wurden) Leitziele und Handlungskonzepte verabschiedet, die den Gestaltungsanspruch des öffentlichen Raumes mit freien Kunstprojekten einfordern.“ [..] „.. dieses Projekt hat zum Ziel, [..] Erkennungsmarken der Freiburger Geschichte zu akzentuieren.“

Seit mehr als 10 Jahren besuche ich Freiburg mit einem starken Interesse an Kunst. Der Schlossberg und seine geschichtliche Bedeutung für die Stadt, ihre Bürger und die wirtschaftliche Belastung durch den langewährenden Befestigungsbau war mir bisher aber nicht bewusst.

Erst die Ausstellung hat das geändert. Vauban ist für mich jetzt nicht allein der Name der Freiburger Solarsiedlung, sondern der Erbauer eines Befestigungsrings um die Stadt und des dreifachen Festungswerks auf dem Schlossberg.



Der Freiburger Kunsthistoriker Peter Kalchtahler geht in
"Der Schlossberg als historische Landschaft“ auf die Jahrhunderte ein, in denen Freiburg unter den Kosten von militärischen Besetzungen und den wiederkehrende Baumaßnahmen zu leiden hatte. Die wirtschaftlichen Folgen waren verheerend.


(Pascal Häusermann: "l'art de la guerre", 2012)

Eine temporäre Ausstellung von Kunstwerken, die dies ins Bewusstsein rufen will, steht natürlich auch in einem klaren Kontext zur „Kunst im öffentlichen Raum“. Der Kunsthistoriker und Kulturwissenschaftler Werner Meyer skizziert dessen Geschichte, Ziele, beschreibt Entstehung bürgerschaftlicher Interaktionen und Debatten.

Vor allem das Kuratorium Schloßberg war treibende Kraft unter ideell und organisatorisch hoch engagierten Beteiligten. Können nun die Freiburger Kunstwerke alle Erwartungen erfüllen?
Mit der Qualität ihrer Werke, ihrer Vielfalt und Fantasie, ihrem Eingehen auf den Ort und dessen Geschichte werden die Künstler diesen Vorstellungen eindrucksvoll gerecht.

Ein eigener Rundgang auf dem Kanonenplatz führt über 250 Stufen oder einem Fußweg (beide sind beschwerlich) zu den Werken um den Schlossbergturm. Die Kunst muss man sich also erarbeiten. Doch es lohnt sich.


(ganz so unsicher ist wohl nicht jeder Kunstfreund)

Das Lesen der Broschüre ist als Erinnerungshilfe und zur Vertiefung willkommen. Ein Ersatz ist es sicher nicht.

Eine selten glückliche Zusammenarbeit von Initiatoren, Organisationen, Sponsoren und natürlich der Künstler hat eine großartige Ausstellung auf die Beine gebracht.

Inhalt und Gliederung der Broschüre:
1.: Grußworte - 2.: Betrachtung: Der Schlossberg als historische Landschaft - 3.: Betrachtung: Kunst findet statt im öffentlichen Raum - 4.: Einführung, Danksagungen und Projektbeschreibung - 5.: Künstler (mit kurzer Vita) und ihre Werke am Schlossberg - 6.: Sponsoren und Impressum


Die Bedeutung des „Schlossberg als historische Landschaft“
wird in der Beschreibung des Buches sehr plastisch und eindrücklich geschildert.


„Kunst im öffentlichen Raum“: Langatmig umreißt Meyer ihre Entstehungsgeschichte und Veränderungen. Form und Inhalt änderten sich zwar vor allem ab der 2. Hälfte des 20. Jahrh. Ihre Ästhetik, Wahrnehmung und Sinnhaftigkeit werden jedoch stets strittig diskutiert. Ob dauerhaft oder temporär installiert, wie das Freiburger Projekt, jede Beurteilung ist vom einzelnen Betrachter abhängig. Und das ist auch gut so.
Eine stärker pointierte Darstellung hätte dem Artikel mehr Aussagekraft verleihen können.


Interviews mit Künstlern, deren eigene Gedanken zu ihren Werken oder auch entsprechende Artikel geben den Werkbildern eine zusätzliche Tiefe und machen die Broschüre interessant – auch nach dem Ende der Ausstellung.

Text: ehauff - 10/2012
Skulpturen in Freiburg
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