Hanno Rauterberg, Und das ist Kunst?! -
Eine Qualitätsprüfung

S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2007
303 Seiten, 21x14 cm, Softcover, s/w bebildert,
ISBN 978-3-10-062810-7  - € 16,90

Inhalt:
Einleitung: Masse statt Klasse: Die Kunst wird zur Erfolgsgeschichte
I     Wie die Macht des Marktes die Kunst verändert
II    Die 10 populärsten Irrtümer der Gegenwartskunst
III   Wege aus der Qualitätskrise

 

 

 

Kunst boomt! Warteschlangen vor Museen, Gedränge auf immer mehr Messen und explodierende, exorbitante Preise.

Ist nun Kasse = Klasse und Markterfolg = Qualität? Gilt das heute wirklich auch für Kunst?
Lange Zeit war das undenkbar - jetzt scheint es wahr geworden zu sein: Heute ist Kunst anscheinend Ware geworden. Ausführung, ästhetischer Wert, Emotionen - das war einmal. Nur wer sich den Regeln des "inner circle" unterwirft gehört dazu - alle anderen sind chancenlos! Und, bitte, keine Diskussion über Qualität. Hauptsache die Kasse stimmt! Geht's also nur noch um "business"? Um hohe Erlöse, Einfluss und Prestige?

Hanno Rauterberg, bekannt als Kunst- und Architekturkritiker der "ZEIT", gibt einen breiten Einblick in Entstehung und Mechanismen des heutigen Kunstmarkts, das Selbstverständnis von Galerien, Museen, Sammlern und Künstlern, Wechselwirkungen auf Kunstpublikum und Qualität der angebotenen Werke.
Der Kunstfreund und Kunstkäufer ist jedoch diesen Verflechtungen nicht hilflos ausgeliefert: Er kann, so
meint Rauterberg, aus seiner Statistenrolle am Markt

heraus wachsen und diesen mitbestimmen wenn - ja wenn - er sein Wissen und damit seine eigene Ansicht, nachhaltig zu verbessern und untermauern lernt.
Rauterberg gibt dafür Anweisungen zur Reflektion, zur Beurteilung von Qualität und Einschätzung moderner Kunst. Die Einblicke in den Kunstmarkt werden den Leser manchmal ärgern, können ihm aber auch eine echte Hilfe bieten. Der Kunstfreund dürfte sich dann nicht mehr von der "Kunstmessen- und Museums-Euphorie" einlullen oder von berühmten Namen verführen lassen. Ob er so Museen zu einem neuen Selbstverständnis, Galerien zu realistischen Preisen und Künstler zu mehr Qualität führen kann, bleibt jedoch abzuwarten.
Rauterbergs Ansicht zu einer solchen Änderung und Selbstregulierung des Marktes scheint eher hoffnungsvoll und modellhaft als realistisch.
Eher ist zu erwarten, dass nach einem Preisrückgang ein ähnlicher Zyklus entstehen wird, mit neuen Namen und derselben Qualitäts-Diskussion.

Ein recht locker geschriebenes Buch, gut lesbar, informativ und hilfreich. Ein echter Gewinn!

Text: ehauff 10/2007