Robert Schad
Hg.: Skulpturenpark Heidelberg e.V.

modo Verlag, Freiburg, 2012

Texte von Bettina Ruhrberg und Peter Anselm Riedl


64 Seiten, 58 Farbabbildungen, 23,5 x 17 cm,
Hardcover, Fadenheftung

ISBN 978-3-86833-109-7     € 20,00

 

 

 

Robert Schad - "Tanz"
Katalog zur Sonderausstellung des
Skulpturenpark Heidelberg e. V.

Unvoreingenommen bin ich nicht, das gleich vorab. Etliche Werke von Robert Schad in Süddeutschland habe ich in den letzten Jahren gesehen und alle haben mir gefallen.
Die Ausstellungsorte reichen jedoch viel weiter:
Von Nordhorn im Westen bis Berlin im Osten, von Ravensburg im Süden, bis Sylt im Norden.
Im Ausland: In der Deutschen Botschaft in Moskau, und der Deutschen Botschaft in Kathmandu (Nepal), in Belo Horizonte (Brasilien), und im Santuário de Fátima (Portugal).

Nicht nur vor der Architektur in Städten, auch in der Naturumgebung stellt Schad aus. Etwa in seinem eigenen, privaten Skulpturenpark in Larians (Frankreich).
„Das eigene Experimentierfeld vor der Haustüre! Standorte werden ausgelotet: Bäume, Lichtungen, Wiesen, mit denen Skulpturen ihr tägliches Zusammenspiel aufnehmen. Wetterwechsel, Tages- und Jahreszeiten sind Teil der skulpturalen Präsenz und vermitteln immanente Lebendigkeit. Natur und Skulptur bedingen sich gegenseitig, verklammern sich zum organischen Ganzen. Nicht das Möblieren von Naturlandschaft ist das Ziel, sondern das Schaffen von unverwechselbaren, so noch nie gesehenen Orten.“ So schreibt Robert Schad auf seiner eigenen Webseite.

Zu den Plastiken Robert Schads im Skulpturenpark Heidelberg:
Ich besuchte den Skulpturenpark zum ersten Mal. So fiel mir natürlich das Gebäudeensemble auf, das an historische Bauformen der Kloster- und Schlossarchitektur des 17./18. Jahrhunderts erinnert. Stilistisch changiert die weitläufige Anlage zwischen Renaissance und Barock, aber in einer sehr modernen Adaption. Und als repräsentative Klinik direkt nach den Jahren des 1. Weltkriegs konzipiert und erbaut, musste sie "Staatstragend", d.h. erhaben und traditionell sein. Durch viele Erweiterungen und Veränderungen im Lauf der Jahrzehnte ist davon nichts mehr zu spüren. Im Gegenteil. Warme Farbgebung und eher niedrige Neubauten schaffen einen freundlichen Gesamteindruck, der zur Aufgabe des Klinikums, nämlich der Behandlung und Rehabilitation beiträgt.
Diesen Bezug nimmt Robert Schad mit seinem „Tanz“ perfekt auf. Die Werke, Vierkantstäbe aus Baustahl, sind in unterschiedlich lange Teile verschnitten und abgewinkelt wieder verschweißt. Sie scheinen Gelenke zu haben und trotz ihres gewichtigen Materials fast schwerelos in Bewegung zu sein, sie sind beschwingt, nicht massiv oder steif. Der Titel der Ausstellung „Tanz“ ist ganz bewusst gewählt:
Die Figuren scheinen sich in alle Richtungen zu dehnen, zu strecken (etwa "Zmorg": über 10 m hoch), räkeln

("Subirat": 11 m lang), beugen, kreisen, zu schweben, sich zu verneigen oder sich beinahe zusammen zu falten.
Das sind
Fähigkeiten, die viele Patienten des Klinikums erst wieder mühsam lernen müssen. Hier sehen sie Vorbilder – ohne pädagogische Aufdringlichkeit. Je nach Perspektive scheinen die Skulpturen nahezu linear zu werden oder eben umgekehrt, breit ausladend. Fantasie und eigene Assoziationen jedes interessierten Betrachters werden fast unbewusst herausgefordert.


Zudem regen die Namen der Werke „Kender“, „Zmorg“, „Subirat“, „Ballug“ oder „Ellert“ zum Nachdenken an. Aus dem Umkreis germanischer Helden stammen sie nicht, ebenso wenig aus der Fantasy Welt des „Herr der Ringe“ oder des „Harry Potter“. Sie stammen aus Robert Schads Fantasiewelt, sie mögen als „ … eine anthropomorphe Dimension …“ verstanden werden, wie Bettina Ruhrberg dies tut. Auch an anderen Orten haben Schads Skulpturen ähnliche Namen. Eine zweite Gruppe von Werken trägt Titel, die Bewegung ausdrücken: „Im Lauf“ in Freiburg, „Eisenspiel“ in Ravensburg, „Im Wind“ in Goslar, oder „Leichte Schwere“ in Marbach. „… Meine Skulpturen sind tonnenschwer, scheinen sich aber zu bewegen, scheinen zu fliegen. Sie suggerieren Zeit: Das Vorher, das Jetzt und das Nachher. …“ sagte Robert Schad in einem Interview 1996 über seine Marbacher Arbeit.
In der Heidelberger Ausstellung sind einige seiner Intentionen auf beeindruckende Weise umgesetzt.

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Inhalt und Gliederung des Katalogs:
Grußworte
Fachkundige Einführung von Dr. Bettina Ruhrberg, Direktorin des Mönchehaus Museums Goslar
Beschreibung des Werks „Syrlin 2011“ in Heidelberg- Wieblingen durch Professor em. Peter Anselm Riedl
25 Seiten mit Zeichnungen und Werkmodellen
10 Seiten mit einer Fotoreihe zur Fertigstellung von einzelnen Skulpturen mit Robert Schad in der Werkstatt sowie zum Transport und der Aufstellung in Heidelberg
Anhang mit Vita, Ausstellungen und neueren Monografien

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Auch wenn man die Heidelberger Ausstellung bis zum 21. Oktober nicht besucht hat, bleibt der Wert des Katalogs mit seinen exzellenten Farbfotografien bestehen als großartiger Einblick in die Arbeitsweise Robert Schads und in die Formensprache seiner Werke.
Vor Allem wünscht man sich aber, dass Robert Schad auch nach dieser Ausstellung im Skulpturenpark Heidelberg präsent bleibt
.

Text: ehauff - 05/2012
Skulpturenpark Heidelberg - zuzuku Informationsseite

(Aus presserechtlichen Gründen können die Werke der Ausstellung nicht mehr gezeigt werden)