Robert
Schad - "Tanz" Katalog zur Sonderausstellung des Skulpturenpark
Heidelberg e. V.
Unvoreingenommen
bin ich nicht, das gleich vorab. Etliche Werke von Robert
Schad in Süddeutschland habe ich in den letzten
Jahren gesehen und alle haben mir gefallen. Die Ausstellungsorte
reichen jedoch viel weiter: Von Nordhorn im Westen
bis Berlin im Osten, von Ravensburg im Süden, bis
Sylt im Norden. Im Ausland: In der Deutschen Botschaft
in Moskau, und der Deutschen Botschaft in Kathmandu
(Nepal), in Belo Horizonte (Brasilien), und im Santuário
de Fátima (Portugal).
Nicht nur vor der
Architektur in Städten, auch in der Naturumgebung
stellt Schad aus. Etwa in seinem eigenen, privaten Skulpturenpark
in Larians (Frankreich). „Das eigene Experimentierfeld
vor der Haustüre! Standorte werden ausgelotet:
Bäume, Lichtungen, Wiesen, mit denen Skulpturen
ihr tägliches Zusammenspiel aufnehmen. Wetterwechsel,
Tages- und Jahreszeiten sind Teil der skulpturalen Präsenz
und vermitteln immanente Lebendigkeit. Natur und Skulptur
bedingen sich gegenseitig, verklammern sich zum organischen
Ganzen. Nicht das Möblieren von Naturlandschaft
ist das Ziel, sondern das Schaffen von unverwechselbaren,
so noch nie gesehenen Orten.“ So schreibt Robert
Schad auf seiner eigenen Webseite.
Zu den
Plastiken Robert Schads im Skulpturenpark Heidelberg:
Ich
besuchte den Skulpturenpark zum ersten Mal. So fiel mir natürlich das
Gebäudeensemble auf, das an historische Bauformen der Kloster- und
Schlossarchitektur des 17./18. Jahrhunderts erinnert. Stilistisch changiert die
weitläufige Anlage zwischen Renaissance und Barock, aber in einer sehr modernen
Adaption. Und als repräsentative Klinik direkt nach den Jahren des 1.
Weltkriegs konzipiert und erbaut, musste sie "Staatstragend", d.h.
erhaben und traditionell sein. Durch viele Erweiterungen und Veränderungen im
Lauf der Jahrzehnte ist davon nichts mehr zu spüren. Im Gegenteil. Warme
Farbgebung und eher niedrige Neubauten schaffen einen freundlichen
Gesamteindruck, der zur Aufgabe des Klinikums, nämlich der Behandlung und
Rehabilitation beiträgt.
Diesen Bezug nimmt Robert Schad mit seinem „Tanz“ perfekt auf. Die Werke, Vierkantstäbe aus Baustahl, sind
in unterschiedlich lange Teile verschnitten und abgewinkelt
wieder verschweißt. Sie scheinen Gelenke zu haben
und trotz ihres gewichtigen Materials fast
schwerelos in Bewegung zu sein, sie sind beschwingt, nicht massiv oder steif.
Der Titel der Ausstellung „Tanz“ ist ganz bewusst gewählt: Die Figuren scheinen sich
in alle Richtungen zu dehnen, zu strecken (etwa "Zmorg":
über 10 m hoch), räkeln
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("Subirat":
11 m lang), beugen, kreisen, zu
schweben, sich zu verneigen oder sich beinahe zusammen zu falten. Das
sind Fähigkeiten,
die viele Patienten des Klinikums erst wieder mühsam lernen müssen. Hier sehen
sie Vorbilder – ohne pädagogische Aufdringlichkeit. Je nach Perspektive scheinen
die Skulpturen nahezu linear zu werden oder eben umgekehrt, breit ausladend.
Fantasie und eigene Assoziationen jedes interessierten Betrachters werden
fast unbewusst herausgefordert.
Zudem regen die Namen der Werke „Kender“, „Zmorg“, „Subirat“, „Ballug“ oder
„Ellert“ zum Nachdenken an. Aus dem Umkreis germanischer Helden stammen sie
nicht, ebenso wenig aus der Fantasy Welt des „Herr der Ringe“ oder
des
„Harry Potter“. Sie stammen aus Robert Schads Fantasiewelt, sie mögen als „
… eine anthropomorphe Dimension …“ verstanden werden, wie Bettina Ruhrberg
dies tut. Auch an anderen Orten haben Schads Skulpturen ähnliche Namen. Eine zweite Gruppe von Werken trägt Titel, die Bewegung ausdrücken: „Im Lauf“
in Freiburg, „Eisenspiel“ in Ravensburg, „Im Wind“ in Goslar, oder „Leichte
Schwere“ in Marbach. „… Meine Skulpturen sind tonnenschwer, scheinen sich
aber zu bewegen, scheinen zu fliegen. Sie suggerieren Zeit: Das Vorher, das
Jetzt und das Nachher. …“ sagte Robert Schad in einem Interview 1996 über seine Marbacher
Arbeit.
In
der Heidelberger Ausstellung sind einige seiner Intentionen
auf beeindruckende Weise umgesetzt.
----------------------- Inhalt
und Gliederung des Katalogs: Grußworte Fachkundige
Einführung von Dr. Bettina Ruhrberg, Direktorin
des Mönchehaus Museums Goslar Beschreibung des
Werks „Syrlin 2011“ in Heidelberg- Wieblingen durch
Professor em. Peter Anselm Riedl 25 Seiten mit Zeichnungen
und Werkmodellen 10 Seiten mit einer Fotoreihe zur
Fertigstellung von einzelnen Skulpturen mit Robert Schad
in der Werkstatt sowie zum Transport und der Aufstellung
in Heidelberg Anhang mit Vita, Ausstellungen und
neueren Monografien -------------------- Auch
wenn man die Heidelberger
Ausstellung bis zum 21. Oktober nicht besucht hat,
bleibt der Wert des Katalogs mit seinen exzellenten
Farbfotografien bestehen als großartiger Einblick
in die Arbeitsweise Robert Schads und in die Formensprache
seiner Werke. Vor Allem wünscht man sich
aber, dass Robert Schad auch nach dieser Ausstellung
im Skulpturenpark Heidelberg präsent bleibt.
Text: ehauff - 05/2012 Skulpturenpark
Heidelberg - zuzuku
Informationsseite
(Aus
presserechtlichen Gründen können die Werke der
Ausstellung nicht mehr gezeigt werden)
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