Für Kunst
auf Straßen und Plätzen sorgt heute der Einzelhandel. Die Künstler hingegen
versuchen sich als Sozialarbeiter und beleben die Vorstädte
Er wurde
empfangen wie ein Retter. Gleich zwei Senatoren gaben sich kürzlich die Ehre, den
Künstler Jeff Koons in Hamburg zu begrüßen und ihn höchstselbst in eine der
Schmuddelecken der Stadt zu geleiten. Gemeinsam besichtigten sie den Spielbudenplatz,
eine kleine Brachfläche gleich neben der Reeperbahn, um die sich
Architekten und Stadtplaner schon seit vielen Jahren bemühen. Keine ihrer Ideen
konnte bislang überzeugen, vergeblich wartete man auf einen Entwurf, der das
städtische Leben hätte wiedererwecken können. Und so ruht nun alle Hoffnung auf
Koons.
Dass
ausgerechnet ihm und seinen drall-bunten Edelkitschskulpturen zugetraut wird, die
Grauzone fröhlich einzufärben und das Kuddelmuddel in einen
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allseits beliebten
Ort zu verwandeln, ist eigentlich nicht weiter erstaunlich. Seit vielen
Jahrzehnten werden Künstler als Wundärzte des Urbanen eingesetzt, als Spezialisten
für zugige Kreuzungen, öde Fassaden oder unbelebte Passagen. Wo immer die
Architektur versagt, sollen sie das Ungestaltete gestalten und mit abstrakten,
schweigenden Skulpturen der Stadt zu neuer Aura verhelfen. Einem wie Koons
allerdings hätte man diese Aufgaben bislang kaum zugetraut. Lieber heuerte man die
Kantigen und Schroffen an, man wollte Monumente, die an- und aufstoßen, die den Passanten
packen und zur Stellungnahme provozieren. Neuerdings aber lieben
die Stadtväter das Poppige - alles, was nach Kurzweil und Unterhaltung aussieht,
darf nun die Straßen bevölkern. [.....]
Den
vollständigen Artikel können Sie lesen in: DIE ZEIT
(Ausgabe
13/2003)
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