Hanno Rauterberg
Lasst tausend bunte Schweinchen quieken

 
DIE ZEIT  Ausgabe  13/2003                            Zurück


Für Kunst auf Straßen und Plätzen sorgt heute der Einzelhandel. Die Künstler hingegen versuchen sich als Sozialarbeiter und beleben die Vorstädte

Er wurde empfangen wie ein Retter. Gleich zwei Senatoren gaben sich kürzlich die Ehre, den Künstler Jeff Koons in Hamburg zu begrüßen und ihn höchstselbst in eine der Schmuddelecken der Stadt zu geleiten. Gemeinsam besichtigten sie den Spielbudenplatz, eine kleine Brachfläche gleich neben der Reeperbahn, um die sich Architekten und Stadtplaner schon seit vielen Jahren bemühen. Keine ihrer Ideen konnte bislang überzeugen, vergeblich wartete man auf einen Entwurf, der das städtische Leben hätte wiedererwecken können. Und so ruht nun alle Hoffnung auf Koons.

Dass ausgerechnet ihm und seinen drall-bunten Edelkitschskulpturen zugetraut wird, die Grauzone fröhlich einzufärben und das Kuddelmuddel in einen


 
allseits beliebten Ort zu verwandeln, ist eigentlich nicht weiter erstaunlich. Seit vielen Jahrzehnten werden Künstler als Wundärzte des Urbanen eingesetzt, als Spezialisten für zugige Kreuzungen, öde Fassaden oder unbelebte Passagen. Wo immer die Architektur versagt, sollen sie das Ungestaltete gestalten und mit abstrakten, schweigenden Skulpturen der Stadt zu neuer Aura verhelfen. Einem wie Koons allerdings hätte man diese Aufgaben bislang kaum zugetraut. Lieber heuerte man die Kantigen und Schroffen an, man wollte Monumente, die an- und aufstoßen, die den Passanten packen und zur Stellungnahme provozieren. Neuerdings aber lieben die Stadtväter das Poppige - alles, was nach Kurzweil und Unterhaltung aussieht, darf nun die Straßen bevölkern.   [.....]


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