"Künstlerische Interventionen"
(Begriff)
Im
Unterschied zur Installation findet bei einer Intervention ein Eingriff in
bestehende Zusammenhänge im Innen und Außenraum, bei gleichzeitiger
Thematisierung der dort vorhandenen gesellschaftlich-sozialen, kulturellen,
funktionalen, räumlichen und materiellen Bezüge statt. Der
Begriff der Intervention wurde in den 1980er Jahren für künstlerische Eingriffe
in soziale Umfelder geprägt. Die Intervention impliziert die Reflexion der Gegebenheiten vor Ort. Sie wird ähnlich
dem Graffiti und der Street Art häufig ohne Auftrag und Genehmigung realisiert.
Jegliches Material wie auch Zeit, Licht, Klang und Bewegung im Raum kann bei
einer Intervention Verwendung finden. Siehe Lichtkunst, Klangkunst, Medienkunst
und Kinetik. Die
Intervention wie auch die Land Art gehört zur Kunst im öffentlichen Raum. Erste
bedeutende Vertreter der side-specific art sind Gordon Matta-Clark, Christo und
Daniel Buren.
Künstlerische Interventionen
im Stadtraum Bundeszentrale für politische
Bildung (bpb)
Unsere Städte sind
überwiegend von monofunktionaler Nutzung geprägt, lebensweltliche Probleme und
Defizite
bewirken oft genug die Entfremdung der Bewohner und Bewohnerinnen von ihrem
öffentlichen Raum. Die Folge ist eine innere Distanzierung und Abkopplung der
Menschen von ihrem urbanen Umfeld. Eine solche fragmentierte Öffentlichkeit ist
problematisch für das Gemeinwesen, das für vielfältige Dienstleistungen Sorge
tragen muss. Kunst und Kultur kann hier
der Kitt sein, der den Bürgerinnen und Bürgern ein Gefühl von Heimat in ihrer
Stadt gibt.
Diese Potenziale jedoch dürfen nicht als unterhaltsame Eventkultur genutzt
werden, vielmehr geht es um eine kritische Einmischung in das
städtische Gefüge, um die verstörende Hinterfragung eingefahrener Strukturen.
Mit ihrem kritischen
Ansatz und mit Mitteln spezifischer Kunstformen wollen Künstler durch Eingriffe
in die
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städtische Öffentlichkeit quasi Fallstricke legen und mit verwirrenden
Angeboten den Einzelnen direkt ansprechen,zu einer verschärften Wahrnehmung
führen und damit zur Sensibilisierung für die reale Umwelt konditionieren.Dieser Ansatz hat einen
hohen
gesellschaftspolitischen Stellenwert und einen wichtigen sozialpsychischen
Effekt. Adressaten sind neben Stadtbewohnern auch die zuständigen Verwaltungen,
Planer und Architekten, die durch diese Aktionen zum interdisziplinären Dialog
aufgefordert werden.
Autonomie und Intervention - Kunst im sozialen Kontext 49. Loccumer Kulturpolitisches Kolloquium 18. bis 20.
Februar 2005
in Zusammenarbeit mit der Kulturpolitischen Gesellschaft e.V., Bonn
Was macht die Kunst? Sie nutzt ihren Freiraum. Aber sie geht auch auf die Suche
nach neuen Wirkungsräumen. Sie will nicht nur aufgreifen, sondern auch
eingreifen und Beziehungen entwickeln. Sie ist mehr als ein Instrument
kommunikativer Prozesse, aber sie ist auch das - wirksam nicht nur als Element
individueller Bildung, sondern auch zur Herstellung von öffentlichem
Ideen-Austausch und kollektiver Verständigung.
Die Kunst ist heute in mehrfacher Weise unterwegs - untersuchend, dokumentierend, insistierend, intervenierend. Sie vermag nicht nur individuelle
Impulse zu setzen. Sie formuliert, was ohne sie sprachlos, sie provoziert, was
ohne Antrieb bliebe. Es gibt Künstler, die gesellschaftliche Verantwortung mit
Autonomie zu vereinbaren wissen und sich in ihrer Kunst sozialer Fragen
annehmen - ohne dass ein kunstferner politischer Wille ihnen diese Aufgabe
stellen würde.
Die Tagung, die sich in einen europäischen Diskussionszusammenhang stellt,
bietet Ideen und Überlegungen zur künstlerischen Arbeit und zugleich einen
Erfahrungsaustausch über Kunst, die sich bewusst in gesellschaftliche Prozesse
einmischt.
Wir wollen diskutieren, wie man sie im Rahmen kulturpolitischer Absichten und
Handlungsmöglichkeiten bewerten und fördern könnte.
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