Kunst im öffentlichen Raum - Art in Public Space                                                                        Zurück

 


Kunst im öffentlichen Raum -
Wo das Leben tobt



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Essay von Sanja Brandt, 1. 3. 2010


Ob absurde Stadtrundgänge, Gesänge zu Kirchenglocken oder Videos auf Häuserfassaden - eine neue Künstlergeneration spielt mit dem, was der urbane Raum bietet. Doch hinter dem bunten Treiben steckt mehr als nur ein Spiel: Es geht um das Moment der Freiheit im stark strukturierten, kontrollierten und überwachten Raum.










Nasan Tur: "Backpacks", 2006-2008, Demonstrations-Rucksack bei der
Frankfurter Ausstellung "Playing the City"

Alles fing mit den Reiterstandbildern an: Oft stehen sie seit mehr als hundert Jahren monumental auf ihren Sockeln. In Herrschermanier thronen sie über den Köpfen der Betrachter - stolz, mit erhobenem Haupt, die Zügel ihres Pferdes fest in der Hand. Diese Ikonen sind für die Ewigkeit gemacht.

Der Gedanke, eine Kunst für jedermann zu schaffen, ist alt.
[..]


"Diese Kunst reagiert auf das Leben, wo es passiert"
"Wenn man Menschen dazu bringt, an Kunst mitzumachen, dann kann das in einer Freiheit münden, die zumindest als Horizont beziehungsweise als Möglichkeitssinn vorhanden ist", erzählt Matthias Ullrich, Kurator der Schirnkunsthalle in Frankfurt. Dieser Mann mit intellektuellem Auftreten - Vollbart, Hornbrille, schwarzes Hemd unter schwarzem Samtsakko und Turnschuhe - muss es wissen. Ulrich hat letztes Jahr die groß angelegte Ausstellung "Playing the City" kuratiert, die zwei Wochen lang das Frankfurter Stadtgeschehen in künstlerische Aktivitäten involvierte. Den Takt der Stadt verändern, in Rhythmen eingreifen, private Handlungen offen legen, mit Irritation spielen, Absurditäten des Lebens aufzeigen - das sind Themen, für die sich die Künstler, die sich mit der Bespielung der Stadt beschäftigen, interessieren. [..]


"Botschaften subtil bemerkbar machen"
Diese Kunst reagiert dort auf das Leben, wo es passiert: auf der Straße. Doch kann Kunst eine moralische Institution darstellen? [..] Die Zufälligkeit der Begegnung des Künstlers mit dem Publikum und die Zeit in der sie stattfindet sind wichtige Elemente zur Realisierung der Stadtperformances. Die Wirkung beim Betrachter kann man nicht immer einschätzen. [..]


"Künstlerische Strategien der Aneignung von urbanem Raum"
Die Entwicklung zum gegenwärtigen Interesse der temporären Aufführungen im öffentlichen Raum vollzieht sich nicht leise, sondern findet laut in Diskussionen statt. Es ist nicht neu, dass sich weitaus mehr Disziplinen als nur die Kunst mit künstlerischen Interventionen außerhalb von institutionalisierten Räumen auseinandersetzen, und die Kunst zur Eventisierung und Kommerzialisierung von Stadt nutzen. [..]


"Kunst an sich kann nicht viel"
Vielleicht müssen die neuen Entwicklungen sich erst einmal vollziehen, vielleicht müssen die verschiedenen Disziplinen erst zusammen finden, um sich dann wieder von einander zu isolieren und zu definieren. Doch die Frage bleibt, welches Interesse sich hinter der Aufmerksamkeit für die Kunst im öffentlichen Raum verbirgt. Es scheinen nicht nur die Möglichkeiten zu sein, seine jeweils eigene Disziplin weiterzudenken und interdisziplinär zu arbeiten, sondern auch der Reiz, ganz neue Räume zu schaffen, indem der Raum des Gebäudes sich in den Stadtraum erweitert und somit die Intimität des zugedachten Raums in eine Kunst für alle transformiert. [..]
Doch was kann Kunst im öffentlichen Raum? [..] -
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