Buchprojekt und Standortrecherche
über Kunst im Weltraum.
Masterarbeit im Rahmen des Studiengangs
"Public Art and New Artistic Strategies"
an der Bauhaus Universität Weimar 2004
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Einleitung:
Sehr geehrte Frau Engl,
Seit einiger Zeit beobachten wir Ihre künstlerische Arbeit auf der Erde. Der kritische Umgang mit dem öffentlichen Raum ist ein wichtiges Thema Ihrer Auseinandersetzung. Auch die Möglichkeiten für Kunst im Weltraum sind seit einiger Zeit ins Zentrum Ihrer Aufmerksamkeit gerückt.
Unsere Stiftung hat sich entschieden, Ihnen bei Ihren Unternehmungen unter die Arme zu greifen und Ihnen die Möglichkeit zu geben, ein künstlerisches Konzept im Weltraum zu verwirklichen. Wir sind der Meinung, dass der Kunst eine bedeutendere Rolle in der von der Technik dominierten Raumfahrt zugewiesen werden muss. Vor allem möchten wir eine kritische Kunstpraxis im Weltraum unterstützen.
Der Weltraum ist quasi der öffentlichste aller Räume. Er bietet für Sie eine Möglichkeit Ihre Vorstellungen in größerem Rahmen einem b r e i t e n Publikum mitzuteilen. Der potentielle Betrachterkreis schließt die ganze Weltbevölkerung mit ein.
Wir sind uns sicher, dass Sie diese Herausforderung annehmen wollen.
Bewusst wenden wir uns an Sie, als junge Künstlerin, da in unseren Augen der Weltraum auch ein experimenteller Raum für neue künstlerische Strategien sein soll.


Ihrer künstlerischen Freiheit sind keine Grenzen gesetzt. Sie können frei entscheiden, ob sie eine skulpturale Arbeit oder ein Partizipationsprojekt entwickeln wollen.
Wir möchten Sie bitten, uns Ihre Konzeptvorschläge möglichst bald mitzuteilen, damit wir die entsprechenden Vorkehrungen für die technische Umsetzung in die Wege leiten können.
Wir freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit und verbleiben
Mit freundlichen Grüssen,
Der anonyme Auftraggeber.
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und hier die Antwort:
Sehr geehrte Damen und Herren,
Vielen Dank für Ihre Einladung, ein künstlerisches Projekt für den Weltraum zu entwickeln. Es freut mich sehr, dass Ihre Wahl auf mich gefallen ist. Gerne werde ich die Herausforderung annehmen und ein Konzept entwickeln, das meiner kritischen Auseinandersetzung mit dem öffentlichen Raum der Erde auch im Weltall gerecht wird.
Da ich mit diesem Auftrag quasi "Neuland" betrete, schlage ich vor, dass ich vorerst die Bedingungen für eine Kunstproduktion im Weltall erforsche. Es tut mir leid, wenn ich damit die Umsetzung des Projektes noch etwas verzögere, aber Sie werden mir sicher zustimmen, dass eine genaue Standortrecherche für eine kritische Kunstpraxis unabdingbar ist.
Ich werde ein kleines Kompendium zusammenstellen, das auch anderen KünstlerInnen als Recherchegrundlage dienen kann. Dabei werde ich kurz die Praxis im öffentlichen Raum auf der Erde zusammenfassen, um diese mit den Möglichkeiten im Weltraum vergleichen zu können. Für weitere Anknüpfungspunkte werde ich die politischen und kommerziellen Interessen am Weltraum analysieren. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es genau die gleichen sind wie auf der Erde und dass sich aus der differenzierten Verflechtung der beiden Stränge ein guter Ansatz für eine kritische künstlerische Strategie im Weltraum entwickeln lässt. Wenn Sie möchten, kann ich außerdem einen kurzen Überblick über künstlerische Projekte im Weltraum anschließen.
Auf diese Weise wird eine Art praktisches Handbuch für eine kritische Kunstpraxis im öffentlichen Raum Weltall entstehen. Das ist sicherlich auch in Ihrem Interesse, denn Sie können diese Zusammenfassung als Referenzmaterial an KünstlerInnen weitergeben, die von Ihnen unterstützt werden.
Das künstlerische Konzept werde ich im Anschluss an die Recherche entwickeln.
Ich hoffe, dass Sie mit diesem kleinen, aber unvermeidbaren Umweg einverstanden sind. Bitte teilen Sie mir Ihre Meinung diesbezüglich mit. Sie können mich jederzeit telefonisch erreichen.
Mit den besten Grüssen, Beate Engl
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Inhalt:
        Der Weltraum als traditionell zweckfreier Raum
        Der öffentliche Raum der Erde
        Public art. Wandel der künstlerische Praxis im öffentlichen Raum
        Public space. Vom zweckfreien Ideal zum privaten und verwalteten Raum
        Weltraum als öffentlicher Raum
        Politische Interessen und Militarisierung
        Wirtschaftliches Interesse und Kommerzialisierung
        Kunst im öffentlichen Welt-Raum
        Die Kunst und der Weltraum
        Reale Ansätze einer Kunstpraxis im Weltraum
        Institutionalisierung, Positionierung und Bestandsaufnahme
        Der Weltraum als Platz
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Textauszüge:
[...] "Public art: Wandel der künstlerische Praxis im öffentlichen Raum
Um den Weltraum über den Mythos des zweckfreien Raums hinaus als öffentlichen Raum verstehen zu können, müssen zuerst die irdischen Maßstäbe dieser Definition geklärt werden. Erst wenn das All diesen Kriterien gerecht wird, können konkrete künstlerische Konzepte folgen. [...]
Art in public spaces
Seit den 60er Jahren drängen künstlerische Positionen verstärkt aus den Kunstinstitutionen hinaus und besiedeln als ortsbezogene Arbeiten den öffentlichen Raum. Über die typische "Plop Sculpure" hinaus setzen sich Künstler wie Richard Serra, Robert Morris und Robert Smithson intensiv mit dem Raum auseinander, in dem die Skulptur oder die ortsbezogene Arbeit platziert werden soll. [...]

Kunst im öffentlichen Welt-Raum
Die schwierigen Arbeitsbedingungen beeinflussen auch eine künstlerische Praxis im Weltall. Wie kann man im freien Fall Kunst produzieren? Noch gibt es kaum Erfahrungen wie die Kunstproduktion sich unter schwerelosen Bedingungen entwickeln könnte. Zur besseren Vorstellung muss man sich an Aussagen und Beschreibungen von Astronauten halten, den wenigen auserwählten, die bereits reale Erfahrungen im Weltraum haben. Könnte Kunst die Monotonie und das Zusammenleben auf der Raumstation "verbessern"? Bleibt sie dabei im Dekorativen verhaftet oder könnten ernsthafte künstlerische Experimente durchgeführt werden? Welche Rolle spielt die Kunst bei der politischen und kommerziellen Aneignung des Weltraums und wo gibt es Anknüpfungspunkte für eine kritische Auseinandersetzung? [...]
Der Weltraum als Platz
Noch gibt es keine Kunstpraxis im öffentlichen Raum Weltraum. Es bestehen dort keine Prozentklauseln für Kunst-am-Bau-Gelder, wie dies mancherorts auf der Erde geschieht. Selbst dekorative Ansätze brauchen langen Vorlauf und können oft die technischen und finanziellen Hürden nicht überwinden. Die Gefahr einer kommerziellen Aneignung der Kunst in der Form wie sie auf der Erde geschehen ist, erscheint im Weltraum noch viel offensichtlicher gegeben. [...].


Der vollständige Text ist im Web leider nicht mehr verfügbar (Stand 9.10.2006) Zurück