Die
Eichenfee - oder Heimatgeschichte(n) aus dem Schönbuch
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Schloss Hohentübingen, Kloster und Jagdschloss
Bebenhausen, Schloss Roseck, Schloss Hohenentringen,
Burg Müneck, Grafenberg, Pfaffenberg, Möchberg,
Schlossberg, Herrenberg. -
Einige
Bauwerke strahlen heutzutage in restaurierter Schönheit,
von einigen gibt es noch Turm- und Mauerreste, oder
es blieb nur der Name. Es sind Schlösser, Burgen
und befestigte Häuser mehr oder weniger edler Herrschaften:
Pfalzgrafen von Tübingen und Herrenberg, Grafen,
Herzöge und Könige von Württemberg, Reichsritter,
und verschiedenste Adelsherren oder ihre Dienstherren.
Allen gemeinsam sind unüberschaubar häufige
Besitzerwechsel. Auf einer Italienreise kam J. W. v.
Goethe mal im Schönbuch vorbei, der letzte deutsche
Kaiser Wilhelm II. lud gerne illustre Gäste hierher
zur Jagd. Noch 1990 eiferte ihm der Ministerpräsident
von Baden-Württemberg, Lothar Späth nach:
In guter Tradition lud er Militärs, Politiker und
Industrielle zur Treibjagd im Schönbuch.
Endlich
wird auf diesem geschichtsträchtigen und Jagdblut
gesättigten Boden auch Kunst aufgestellt. Was
nun hat sich der Künstler als Motiv ausgedacht? Märchengestalten, Geister, feurige
Hirsche oder Schweine, wilde Gesellen und Kobolde gibt es zuhauf.
Nichts davon hat der Herrenberger Kettensäger Michael
Tamoszus gewählt. Vom Material und der Form
her bot sich traditionell eine "Liegende" an. Schon Horst
Antes, Fernando Botero, Aristide Maillol, Henry Moore, Auguste
Rodin oder etwa Hans Steinbrenner schufen berühmte
"Liegende". Tamoszus arbeitet also sehr ambitioniert,
er scheut kein berühmtes Vorbild.
Zum 40.
Geburtstag des "Naturpark
Schönbuch" schuf er 2012 eine Sitzbank
aus Eiche für müde Wanderer, Jogger und Biker
aller Generationen, die an Werk- und Sonntagen vielleicht
einen Fernblick zum Schwarzwald erhaschen können. Das
Sägewerk stellt eine Märchenfigur, eine Fee
oder Nixe dar. Wurzeln, Haare und Blattwerk umschlingen
die Liegende, seitlich scheint sie sich auf Bücher
zu stützen. Ihr Blick ist skeptisch, unsicher,
fragend. Ähnlichkeiten hat sie vielleicht mit
der Loreley. Die würde sich, fern vom trauten Rhein,
im schwäbischen Wald des Schönbuchs ganz sicher
recht deplaziert vorkommen. Trotz all der umgebenden
Burgen und Schlössern.
Als Standort für
das Geschenk des Künstlers wurde der Grafenberg
gewählt. Hier, so meint man, sei das Werk vor Vandalismus
sicher. - Ob dabei wütende Kunstfreude gemeint
sind? Ich jedenfalls hatte meine Sprayer nicht dabei.
Literatur:
Hg.: Förderverein Naturpark Schönbuch
e. V., Naturpark Schönbuch Wolfgang Sannwald:
Geschichtszüge - Zwischen Schönbuch, Gäu
und Alb Text:
ehauff - Foto: D. Hauff - 08/2012
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