Aktuelle Lage des Stadtgartens -
(Plan angegt entsprechend Karte Stadtmessungsamt Stuttgart)

Stadtgarten 30er Jahre, im Hintergrund die Technische Hochschule                                                 - (Foto: © Stadtarchiv Stuttgart)


Der Stadtgarten Stuttgart hat schon bessere Zeiten erlebt.


Zentrumsnah legt er. Aber trotzdem irgendwie im städtischen Abseits. Ringsum riegeln ihn Gebäude und viel befahrenen Straßen ein. Unter seinem eigentlichen Namen kennt ihn kaum jemand. Eher als Uni-Campus, als nächtlicher Treffpunkt für Junkies.

Timo John befasst sich eingehend mit vielen Aspekten der Entstehungsgeschichte. Etwa der Gründung durch eine selbstbewusste Bürgerschaft als Bürgerpark, für
Gartenbauausstellungen und Keimzelle der Stuttgarter Messen. 1961 wurde die bis dahin noch völlig erhaltene gärtnerische Grundstruktur im Stile der Gartenbaukunst der 60er Jahre überformt.

Die Rolle des Stadtgartens als Platz für Kunst schneidet Bärbel Küster mehrfach an. Detailliert werden einige Werke beschrieben, samt ihren Umsiedelungsgeschichten.

Beide Autoren lassen durchblicken, dass der Stadtgarten dringend der Verbesserung bedarf, dass er trotz aller Konzepte der letzten Jahrzehnte ein bedauernswertes Dasein führt.


Meine kurze Bestandsaufnahme des derzeitigen Stadtgartens und seiner Skulpturen zeigen, dass sich in sieben bzw. elf Jahren nichts geändert hat. Allen weiteren Neuplanunungen zum Trotz.

Werke, die schon von Anfang an hier aufgestellt wurden sind seit 1870 die beiden Marmorfiguren, "
Silen mit dem Bacchus" und "Fortuna", ein Geschenk des Königs Karl v. Württemberg. Drei Sandsteinfiguren wurden von der Fassade des ehemaligen Polytechnikums hierher unplatziert.

Erstes Werk einer erneuten Beplanung des Stadtgartens war Heinz L. Pistols groß dimensionierte Brunnenanlage, 1972-74. Eine Reverenz an die "Hoch-Zeit" des Stadtgartens. Seit Jahren ist sie defekt und außer Betrieb.


Hans Uhlmanns, Agression I, 1961, vor der Uni Bibliothek ist für dieses Gebäude konzipiert, Hans Dieter Bohnets Kubus, 1978, vor dem Rektorat der Uni entstand für die Ausstellung "Kunst im Stadtbild".


Wolfgang Nestlers Werk, Positiv-Negativ, entstand 1977 im Rahmen der Stuttgarter Bundesgartenschau. Über Friedrich Reinhard Brüderlins "Elevazione" ist nichts Weiteres bekannt.
Zum Gedächtnis an die erste von den Nazis am 20. Juni 1938 hingerichtete Widerstandskämpferin Lilo Hermann, wurde in einer nächtlichen Aktion vor dem Rektorat eine Mahntafel aufgestellt.
Klaus Wagners "Stahlskulptur", 2004, vor der Hochschule für Technik ist eine Stiftung der "Freunde der HFT".

Weitere Werke stammen von anderen Standorten. Eher selten ist die Aufstellung im Stadtgarten irgendwelchen planerischen oder gar künstlerischen Konzepten zu verdanken. So könnte man den Stadtgarten fast auch als Abstellplatz für anderswo abgeräumte Werke sehen. Bei Werken wie etwa
Heinz-Günther Pragers "Stuttgarter Grade", 1977, Christoph Freimanns 12 Zwölf Kanten", 1977, und Christa Roesner-Drenhaus " Schritt ins Freie", 1985, ist dies kaum zu verstehen.
Pragers "Stuttgarter Grade" waren von Wühlmäusen untergraben, in den Boden eingesunken. Vor einiger Zeit abgebaut, ist ihre Zukunft offen.
Wiederholte Konzepte zu einer Neugestaltung wurden nicht verfolgt.
Ein Konzept der Stadt Stuttgart von 2011 wurde in der Presse als "Pflegekonzept" einer völlig desolaten Parkanlage bezeichnet. Und so kann man gespannt sein, was aus der neuesten Neu-Planung von 2013 werden wird. Zu den Skulpturen wird darin kein Wort verloren.

Schade um diese zentrumsnahe Park- und Kunstfläche. Ein derart desolater Zustand ist keine gute Visitenkarte für Stuttgart!

Link + Informationen:
www.uni-stuttgart.de/

Foto-Serie



Verwendete Literatur:
Bärbel Küster, Hg, Skulpturen des 20. Jahrhunderts in Stuttgart, Kehrer Verlag, Heidelberg, 2006
Timo John, Der Stuttgarter Stadtgarten - Von den Seewiesen zum Universitätscampus, Hohenheim Verlag, 2002

Text: ehauff - 06/2013