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Architektur-Serie
Hundertwasserhaus
in Plochingen - "Fingerzeig zum Himmel": Das
Hundertwasserhaus in Plochingen Der österreichische
Künstler hasste strenge Geometrie, glatte Fassaden
und graue Betonwüsten Plochingen - Er hasste strenge
Geometrie, glatte Fassaden und graue Betonwüsten
- Friedensreich Hundertwasser (1928 bis 2000) hat der
klassischen Architektur ein eigenes Universum mit abgerundeten
Ecken, organischen Formen, farbigen Details entgegengesetzt.
Eine dieser verspielten Fantasiewelten hat er im Innenhof
des Hundertwasserhauses in Plochingen (Kreis Esslingen)
geschaffen. Als Hundertwassers "Fingerzeig zum
Himmel" überragt der von vier goldenen Kugeln
gekrönte Regenturm den Gebäudekomplex.
Seinen
Namen trägt der zum weit sichtbaren Wahrzeichen
der Stadt am Neckar gewordene Turm wegen der blauen Keramik-Streifen,
die an ihm wie Wasserschlieren zu Boden laufen. Mit
dem Slogan "Wohnen unterm Regenturm" warben
nach der Fertigstellung des rund 25 Millionen Euro teuren
Baus 1994 die Bauherren für das Projekt. Innerhalb
von zwei Wochenenden verkauften sie die meisten der
65 Wohnungen.
Von außen wirkt das einzige
von dem österreichischen Künstler gestaltete
Gebäude im Südwesten schlicht; doch im Inneren
tanzen Fenster über die Fassade, schultern pummelige
Keramiksäulen Vordächer und Balkone, wuchern
auf Dachterrassen Sträucher und schmiegen sich
unterschiedlich geformte Giebel aneinander. Alle Fenster
sind individuell gestaltet und auf verschiedenen Höhen
angebracht, so dass die Bewohner im Stehen, Liegen und
Sitzen einen Blick auf den begrünten Hof erhaschen.
Apropos Grün: Hundertwasser wollte durch Gebäude
der Natur nichts wegnehmen und achtete darauf, dass
sie auf Balkonen und Dachterrassen zu ihrem Recht kam.
So gibt es auch "Baummieter": Dafür wurden
manche Fenster um einen Meter nach innen versetzt, im
Pflanzentrog davor Bäume einquartiert.
Der
ausführende Architekt Heinz Springmann berichtet
von der guten Zusammenarbeit mit dem manchmal exzentrischen
Hundertwasser. Den habe gereizt, dass er etwas Neues
verwirklichen konnte: "Nur Hundertwasser um sich
und den Himmel über sich." Das Plochinger
Gebäude ist nach Springmanns Worten das einzige
unter seinen etwa 30 Häusern in aller Welt, in
dem die Bewohner nicht nur im Hundertwasserstil wohnen,
sondern vom Wohnzimmer aus auch den Blick auf seine
Architektur haben. Auf die Frage, warum noch mehr
als einem Jahrzehnt noch immer so viele Menschen zu
dem Gute-Laune-Haus pilgern, antwortet der Esslinger:
"Hundertwasser spricht einfach die Seele an."
Informationen
auch im Internet unter: www.esslingen-tourist.de/Sehenswert-Ausflug-Hunterwasser.htm
dpa/lsw
- 03.07.2007 - aktualisiert: 05.09.2007 21:32 Uhr
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