„Steine ohne Grenzen“:
Grundlage des Projekts
ist die Idee Otto Freundlichs,
die Kulturzentren des Westens und des Ostens mit einem Skulpturenweg zu verbinden,
einem Weg gegen Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit, für Frieden und Menschlichkeit.
Die
bereits entstandenen "Skulpturenlinien"
geben auf dieser
Basis eine breite Übersicht zu internationalem, zeitgenössischen
bildhauerischen Schaffen. Mehr als 100 Bildhauer aus 25 Nationen haben bisher
teilgenommen. Otto Freundlichs Gedanke steht im Vordergrund, nicht die touristische Aufwertung einer Region
oder die Möblierung eines Stadtzentrums. Die Skulpturenlinien können zu gezielten
oder eher beiläufigen Begegnungen mit Skulpturen in Berlin und in Brandenburg
führen, also auch hier schon eine Grenze überwinden. Nach
der Vorstellung der Initiatoren Rudolf J. Kaltenbach und Silvia Christine Fohrer
werden sie in weiteren
europäischen Ländern Fortsetzungen finden. In
Krastal/Österreich und in Landek bei Ostrava/Tschechien fanden
und finden entsprechende Bildhauersymposien statt.
|
Otto
Freundlich – Maler und Bildhauer – geboren 1878 in Stolp,
gestorben 1943 in Majdanek
Heutzutage findet man in fast
allen Museen der Welt ein Werk von Otto Freundlich. Das ist gar
nicht so selbstverständlich, denn lange Zeit ist vor allem
bei uns dieser bedeutende Künstler nicht wahrgenommen worden.
In Nazi-Deutschland war er als Jude verfolgt und verfemt, ein
Kopf von ihm, genannt "Der neue Mensch", war auf der Titelseite
des Ausstellungsführers für "Entartete Kunst"
abgebildet. Sein Leben endete im KZ Majdanek. Zu Beginn des Jahrhunderts
war Otto Freundlich in Berlin und Paris zusammen mit einer Reihe
bekannter avantgardistischer Künstler auf der
|
|

Otto
Freundlich, Ascension,
Bronzeguss 1929, Münster
|
Suche nach neuen
Ausdrucksmöglichkeiten. Er war bekannt mit Matisse, Picasso,
Modigliani, Gris, Braques. Er schloss sich aber keiner Gruppe an,
sondern ging einen eigenen Weg. In der Praxis und in theoretischen
Schriften entwickelte er ein neues Verständnis für die
künstlerische Form. Er wollte sie nicht abseits sehen, wollte
sie vielmehr einbeziehen ins allgemeine gesellschaftliche Leben.
Noch im Lager St. Paul-de-Fenouillet 1942 schreibt er in einem Manuskript:
"Das Werk des Künstlers ist eine Summe konstruktiver Akte.
Künstlerische Kultur war und ist immer dasselbe – Vorbereitung
für die Zukunft." Da schwingt ein Pathos mit, dem wir
uns heute anschließen, indem wir seine Idee für eine
Straße der Skulpturen aus den dreissiger Jahren aufnehmen.
Noch einmal Otto Freundlich: "Kunst betreibt das Universelle.
Die Vereinzelung hebt sie auf. Sie schließt im Menschen eine
Dimension eigener Art auf, die Imagination." (aus: www.skulpturenweg-salzgitter-bad.de
- Foto:
Rüdiger Wölk, Münster)
Otto
Freundlich suchte nach "einer kosmischen Harmonie ... dazu
bestimmt, die Entfremdung zwischen der Natur und dem Menschen aufzuheben“. „Was
ist die Aufgabe eines Künstlers in einer Zeit sittlicher und
gesellschaftlicher Krise? Was ist der Unterschied zwischen Mensch
und Tier, wenn nicht aufbauendes, schöpferisches Tun; denn
nur schöpferisches Tun sichert die Zukunft der Menschheit und
ihre Entwicklung. Nur aufbauendes, positives Tun schafft eine Zukunft.
Und nur, wenn eine Zukunft vor ihm liegt, ist der Mensch fähig,
Kulturwerke zu schaffen“ schrieb er in seinen Briefen.
Entsprechend auch der Titel einer
Ausstellung zu Otto Freundlich: "Otto Freundlich
- Bilder einer sozialen Utopie" (Pinakothek
der Moderne in München, 2007)
|