Steffi Roettgen (Hrsg.)

Skulptur & Plastik
Auf Münchens Straßen & Plätzen


Kunst im öffentlichen Raum 1945 - 1999

Idea
Verlag (2000)

376 Seiten
, 13,5x21 cm,
kartoniert, s/w Bilder

ISBN-3-88793-150-5 - € 22,55

 

 

 

"Kunstwerke im öffentlichen Raum sind ein wesentlicher Bestandteil [..] des "Gesichtes" unserer Städte [..]. Das Kunstwerk im öffentlichen Raum ist ein Zeichen, das Aufmerksamkeit erregen, Reaktionen herausfordern will ..." so beginnt Prof. Dr. Frank Büttner sein Vorwort.

"Künstlerischer Anspruch definierte sich in den letzten Jahrzehnten [..] dadurch, dass auf verbale Erklärungen verzichtet wurde. Das Kunstwerk sollte allein durch seine visuelle Botschaft sprechen. Die mangelnde Kommentierung [..] hat aber ihren Preis, und er besteht in der Interesselosigkeit des [..] Betrachters.“ So Steffi Roettgen.

Jedes Buch zu „Kunst im öffentlichen Raum“ sollte in erster Linie eine Hilfestellung sein, um Interesse und Verständnis beim Betrachter zu wecken. Angaben zum Künstler, zum Werk, zur Platzierung und zur Entstehungsgeschichte sind dazu besonders wichtig. Jeder gute Kunstführer bietet sie zu seinen ausgewählten Kunstwerken an. Roettgens Buch ist hier ein gelungenes Beispiel.
 
Unterschiede zwischen Kunstführern liegen in ihren Zielsetzungen: Im Zeitrahmen, in thematischen Schwerpunkten, der Werkauswahl und eben in Artikeln, die zum Verständnis beitragen.
In den beiden Kunstführern zu München wird dies deutlich.
Der "Wegweiser Kunst für München im öffentlichen Raum" von Petra Giloy-Hirtz setzt erst in der Zeit nach dem gesellschaftlichen Wandel in den 70er Jahren ein. In ihr sind völlig neuartige Skulpturen entstanden, „Highlights“ der veränderten Kunstauffassung.
Kaum drei Jahre später erschien der Führer von Steffi Roettgen. Mit einer „Projektgruppe Münchner Skulpturen“, allesamt Studierende am Kunsthistorischen Institut der LMU, arbeitete sie über Jahre an der Erfassung und Beschreibung von etwa 300 Werken aus der Zeit zwischen 1945 – 1999, auch oft schlichte Skulpturen der Nachkriegszeit sind dabei.
Die Auswahl stellt nun einen recht repräsentativen Querschnitt von Kunstwerken in München vor: Bemerkenswerte Ensembles, (etwa im Olympiapark, Westpark oder in Neuperlach), Denkmäler, Brunnen oder „Münchner Originale“ und auch Mahnmäler. Roettgen zeigt die qualitative und thematische Vielfältigkeit der Werke in München. Sie beschreibt die spezifische Nutzungskonkurrenz, in der Kunstwerke im öffentlichen Raum in München stehen: Im Verkehrsraum, auf Plätzen, in Anlagen, Parks, vor historischen oder modernen Bauwerken und die besondere Situation der Brunnen. Roettgen fasst den Begriff des „öffentlichen Raums“ ebenso großzügig wie Giloy-Hirtz und bezieht beschränkt zugängliche

Aufstellungsorte mit ein. Die Umgebung eines Werkes ist entscheidend für seine Beachtung oder das Übersehen werden, für Akzeptanz, Ablehnung oder gar Vandalismus.
Aber wie so oft: Was Kunst ist, was sie sein soll, und wie sie sich definiert, darüber gehen die Ansichten weit auseinander. In ihrem Artikel: „Die Stadt München und ihr öffentlicher Raum“ setzen sich Roettgen und alle weiteren Autoren ausführlich und verständlich damit auseinander. Das gibt dem Kunstführer seine Bedeutung, die weit über das bloße Aufzählen von Kunstwerken einer Stadt hinausgeht.  
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Zusammenfassung:
Die Gliederung nach Stadtteilen erleichtert es jedem Besucher einzelne Werke zu finden und weitere Werke in seiner Nähe ebenfalls.
Besonders gut gefallen mir persönlich die „Zusammenfassende Texte“ verschiedener Autoren im zweiten Teil des Buches: Freiskulptur vor Münchner Kirchen, Skulpturen bei Schulen und Kindergärten, bei Krankenhäusern, am Mittleren Ring, etc. Die Gesamtheit aller Texte vermittelt dem Leser eine Plastizität, die man jedem Führer zu Kunstwerken wünscht.

Anhang:
Kurze Künstlerbiografien, ein Künstlerindex mit Angabe der Beschreibungsseite und ein Standortregister.
Leider sind alle Fotos nur max. 6 – 8 cm große s/w Aufnahmen. Ein charakteristischer Eindruck des Werkes wird so nicht vermittelt. Das schlichte Layout und die dürfige Qualität der Werkwiedergabe entsprechen dem Standard der späten 80er Jahre. Der Kaufpreis lässt mehr erwarten.

Ein Buch, das jedem zu empfehlen ist, der München durchstreifen will. Hier hat er einen Führer zu vielen Kunstwerken auf die er im Vorbeigehen trifft und erhält zudem noch tiefer reichende Informationen.

Dr. Steffi Roettgen ist außerplanmäßige Professorin an der LMU München.
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Auf einer Webseite des Baureferats der Stadt München werden mehr als 100 Werke gezeigt und beschrieben,
die ab 2000 aufgestellt worden sind: http://www.quivid.com/new/index2.html

Vergleichen Sie auch: Petra Giloy-Hirtz, "Wegweiser Kunst für München im öffentlichen Raum".


München zuzuku - Informationsseite

Text: ehauff 09/2010