"Kunstwerke im öffentlichen Raum sind ein
wesentlicher Bestandteil [..] des "Gesichtes" unserer Städte [..].
Das Kunstwerk im öffentlichen Raum ist ein Zeichen, das Aufmerksamkeit erregen,
Reaktionen herausfordern will ..." so beginnt Prof. Dr. Frank Büttner sein
Vorwort.
"Künstlerischer Anspruch definierte sich in den letzten Jahrzehnten [..]
dadurch, dass auf verbale Erklärungen verzichtet wurde. Das Kunstwerk sollte
allein durch seine visuelle Botschaft sprechen. Die mangelnde Kommentierung [..]
hat aber ihren Preis, und er besteht in der Interesselosigkeit des [..] Betrachters.“
So Steffi Roettgen.
Jedes Buch zu „Kunst im öffentlichen Raum“ sollte in erster Linie eine Hilfestellung
sein, um Interesse und Verständnis beim Betrachter zu wecken. Angaben zum
Künstler, zum Werk, zur Platzierung und zur Entstehungsgeschichte sind dazu besonders
wichtig. Jeder gute Kunstführer bietet sie zu seinen ausgewählten
Kunstwerken an. Roettgens Buch ist hier ein gelungenes Beispiel.
Unterschiede zwischen Kunstführern liegen in ihren Zielsetzungen: Im Zeitrahmen,
in thematischen Schwerpunkten, der Werkauswahl und eben in Artikeln, die zum Verständnis
beitragen.
In den beiden Kunstführern zu München wird dies deutlich.
Der "Wegweiser Kunst für München im öffentlichen Raum" von Petra Giloy-Hirtz
setzt erst in der Zeit nach dem gesellschaftlichen Wandel in den 70er Jahren
ein. In ihr sind völlig neuartige Skulpturen entstanden, „Highlights“ der
veränderten Kunstauffassung. Kaum drei Jahre später erschien der Führer von Steffi
Roettgen. Mit einer „Projektgruppe Münchner Skulpturen“, allesamt Studierende
am Kunsthistorischen Institut der LMU, arbeitete sie über Jahre an der Erfassung und
Beschreibung von etwa 300 Werken aus der Zeit zwischen 1945 – 1999, auch oft
schlichte Skulpturen der Nachkriegszeit sind dabei. Die Auswahl stellt nun einen recht repräsentativen Querschnitt von Kunstwerken
in München vor: Bemerkenswerte Ensembles, (etwa im Olympiapark, Westpark oder
in Neuperlach), Denkmäler, Brunnen oder „Münchner Originale“ und auch Mahnmäler.
Roettgen zeigt die qualitative und thematische Vielfältigkeit der Werke in München.
Sie beschreibt die spezifische Nutzungskonkurrenz, in der Kunstwerke im
öffentlichen Raum in München stehen: Im Verkehrsraum, auf Plätzen, in Anlagen,
Parks, vor historischen oder modernen
Bauwerken und die besondere Situation der Brunnen. Roettgen fasst den Begriff des
„öffentlichen Raums“ ebenso großzügig wie Giloy-Hirtz und bezieht beschränkt
zugängliche
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Aufstellungsorte mit ein. Die Umgebung eines Werkes ist entscheidend
für seine Beachtung oder das Übersehen werden, für Akzeptanz, Ablehnung oder gar
Vandalismus.
Aber wie so oft: Was Kunst ist, was sie sein soll, und wie sie sich definiert,
darüber gehen die Ansichten weit auseinander. In ihrem Artikel: „Die Stadt
München und ihr öffentlicher Raum“ setzen sich Roettgen und alle weiteren
Autoren ausführlich und verständlich damit auseinander. Das gibt dem Kunstführer
seine Bedeutung, die weit über das bloße Aufzählen von Kunstwerken einer Stadt
hinausgeht. -------------------------
Zusammenfassung:
Die Gliederung nach Stadtteilen erleichtert es jedem Besucher einzelne Werke zu
finden und weitere Werke in seiner Nähe ebenfalls.
Besonders gut gefallen mir persönlich die „Zusammenfassende Texte“ verschiedener Autoren im zweiten Teil des Buches: Freiskulptur vor Münchner
Kirchen, Skulpturen bei Schulen und Kindergärten, bei Krankenhäusern, am
Mittleren Ring, etc. Die Gesamtheit aller Texte vermittelt dem Leser eine Plastizität,
die man jedem Führer zu Kunstwerken wünscht.
Anhang: Kurze Künstlerbiografien, ein Künstlerindex mit Angabe der
Beschreibungsseite und ein Standortregister.
Leider sind alle Fotos nur max. 6 – 8 cm große s/w Aufnahmen. Ein charakteristischer
Eindruck des Werkes wird so nicht vermittelt. Das schlichte Layout und die dürfige
Qualität der Werkwiedergabe entsprechen dem Standard der späten 80er Jahre. Der
Kaufpreis lässt mehr erwarten.
Ein Buch, das jedem zu empfehlen ist,
der München durchstreifen will. Hier hat er einen Führer zu vielen Kunstwerken
auf die er im Vorbeigehen trifft und erhält zudem noch tiefer reichende Informationen.
Dr. Steffi Roettgen ist außerplanmäßige Professorin an der LMU München.
---------------------------- Auf einer
Webseite des Baureferats der Stadt München werden
mehr als 100
Werke gezeigt und beschrieben, die ab 2000 aufgestellt worden sind: http://www.quivid.com/new/index2.html
Vergleichen Sie auch: Petra Giloy-Hirtz, "Wegweiser Kunst für München im
öffentlichen Raum".
München
zuzuku - Informationsseite
Text:
ehauff 09/2010
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